Mantrailing
… Nasenarbeit, artgerechte Beschäftigung, Teamwork und….Faszination
Der Begriff kommt aus dem Englischen (man = Mensch, trail = Pfad, Spur) und bedeutet die Suche und Verfolgung einer menschlichen Geruchsspur.
Jeder Mensch hat einen einzigartigen Individualgeruch und hinterläßt eine Geruchsspur, egal ob er geht, steht, viel oder wenig Kleidung an hat. Mit Hilfe eines Gegenstandes, an dem eindeutig der Geruch der zu suchenden Person haftet, identifiziert der Mantrailer zunächst eindeutig diesen Geruch. So „informiert“ erschnüffelt der Mantrailer dann aus unzähligen Gerüchen der Umgebung die identischen Duftpartikel und folgt ihnen bis zum Auffinden der (versteckten) Person.
Diese Art der Suche ist nicht zu verwechseln mit Fährtenarbeit, bei der sich der Hund überwiegend an der durch den Fußabdruck entstandenen Bodenverletzung orientiert und so nah wie möglich an der Fußspur arbeitet.
Der Mantrailer arbeitet auf jedem Untergrund, was seine Arbeit so einzigartig macht.
Welcher Hund ist geeignet?
Grundsätzlich kann man mit jedem Hund jeden Alters trailen. Den perfekten Mantrailing-Hund gibt es nicht, jeder Hund bringt seine Vor- und Nachteile mit. Diese Art der Nasenarbeit ist eine perfekte und artgerechte Auslastung, aber auch eine sehr gute und unterstützende Therapieform für Hunde mit Umweltunsicherheiten.
Durch die eigenständige Sucharbeit, die der Hund leistet, wird sein Selbstbewußtsein gestärkt. Auch Teamwork ist gefragt: Der Hund hat eine brilliante Nase, aber auch der Hundeführer hat ausreichend zu tun: er lernt, seinen Hund zu „lesen“ – also die feinsten Signale, die der Hund während der Suche zeigt, zu deuten. Kleinste Änderungen in der Körperhaltung, Bewegungen des Kopfes und der Rute müssen beachtet und ausgewertet werden, um darauf entsprechend zu reagieren. Durch dieses Teamwork wird die Bindung verstärkt und das gegenseitige Vertrauen weiter gefestigt. Hiervon können gerade unsichere Hunde profitieren.
Mantrailing ist auch für viele Hunde mit Handicap möglich.
Welche Anforderungen werden an den Hundeführer gestellt?
Der Hundeführer muss bereit sein, seinem Hund in allen Situationen zu vertrauen und ihn lesen zu lernen. Wir unterscheiden zwischen dem Profi-Einsatzbereich (Rettungshundestaffeln, Polizei) und dem Mantrailen als Freizeitbeschäftigung. Professionelle Teams werden in zwei bis drei Jahren für den Ernstfall ausgebildet.
Im Freizeitbereich geht es primär um den gemeinsamen Spass an der Aufgabe und eine artgerechte Auslastung. Dennoch ist hier der Mensch gefordert, sich mit den Themen Geruch, Geruchsbildung, äußeren Einflüssen wie Wetter, Thermik, Temperaturen, Bodenbelägen, Bebauung und Bewuchs sowie der Körpersprache des Hundes ausein-anderzusetzen. In diesen Bereichen sind uns unsere Hunde mit ihrem „Know-How“ meist weit voraus.
Aber ….. eine persönliche Reflexion:
Mantrailing im Freizeitbereich erlebt derzeit einen gewaltigen Hype. Umso wichtiger sollte es für den Hundehalter sein, dieser Disziplin und den derzeit gängigen Mantrailing-Ausbildungen kritisch und differenziert gegenüberzustehen. Das Angebot an Mantrailingkursen und Seminaren boomt in den letzten Jahren wie seinerzeit Agility oder Obedience. Der Hund arbeitet am Trail wie ein Hochleistungssportler. Diese enormen Leistungen werden häufig vom Hundehalter aber auch von unzu-reichend qualifizierten Trainern nicht verstanden oder nicht als solche anerkannt.
Im Training wird oftmals viel zu schnell vorgegangen, Distanzen und Trails werden zu schwierig gestaltet. Falscher Ehrgeiz auf beiden Seiten (Halter und Trainer) führen zu Meideverhalten, Stress-Symptomen und Übersprungshandlungen beim Hund. Die Hunde werden überfordert und überlastet, was auch zu gesundheitlichen Problemen führen kann. In Trainings und auf Seminaren sieht man häufig, daß insbesondere Meideverhalten und Übersprungshandlungen am Beginn der Suche sowie deutliche Stress-Symptome auf dem Trail nicht erkannt, einfach ignoriert oder lapidar abgetan werden. Das hat dann nichts mehr mit artgerechter Beschäftigung, Teamwork und gemeinsamem Spass zu tun.